Alle Absolvent:innen im Portrait
Benjamin Paul Hofbauer
Arbeitet als Doktorand an der TU Delft an einem Projekt zum Thema Geoengineering und normativer Unsicherheit.
Benjamin Hofbauer erforscht die ethischen Aspekte des Climate Engineerings. Die Eingriffe ins Klimasystem sind unter Wissenschafterinnen stark umstritten.
Das PELP Joint Degree als tolle Chance
Ich habe mein PELP-Studium im Jänner 2020 abgeschlossen – ein Augenblick, an den ich noch heute mit Freude und etwas Wehmut zurückblicke. Meine ersten Erfahrungen mit der Philosophie machte ich im Gymnasium, wo mein jugendlicher Sinn für Rebellion von Autoren wie Nietzsche und Feyerabend befeuert wurde. Ich ließ mein anfängliches Interesse am Philosophieren dann jedoch für ein Sprachstudium zurück. Glücklicherweise konnte ich der Philosophie nicht zur Gänze entsagen und kehrte immer wieder zu selektiven Ethikvorlesungen zurück. Letztendlich entschied ich noch während meines Bachelorstudiums mich nach Abschluss vollends der Philosophie zu widmen.
Diese Entscheidung wurde mir durch den in Österreich einzigartigen Studiengang PELP besonders erleichtert. Die Vorstellung, philosophische Aspekte der Politik, Wirtschaft und des Rechts in Seminaren zu erarbeiten, Texte und Bücher zu lesen und von Diskussionen zu lernen, stellte sich mir als eine einmalige Möglichkeit dar. Seminare und Kurse gaben mir tiefere Einblicke in die Probleme praktischer Philosophie und angewandter Ethik, die sich über weitreichende Themengebiete zogen. PELP bietet den Studierenden durch Zusammenarbeit mit anderen Instituten der Uni eine Vielzahl an Möglichkeiten der Spezialisierung, von politischer Philosophie, der Umwelt- und Klimaethik, bis hin zur Rechts- und Wirtschaftsphilosophie. Das breite Kursangebot deckt zahlreiche Themenfelder ab. Aufgrund der überschaubaren Größe der Seminargruppen können die unterrichtenden Kursleiter*innen auf die individuellen Nachfragen der Studierenden eingehen und wertvolle Unterstützung leisten. Diese inspirierende Atmosphäre half mir, nach dem ersten Jahr ein Thema für meine Masterarbeit zu finden. Ich entschied mich über die ethischen Implikationen technologischer Mitigationsstrategien des Klimawandels in Gestalt von Carbon Capture & Sequestration zu schreiben.
Auf Basis meiner Entscheidung wurde ich von meinem Betreuer dazu ermutigt, auf das Joint-Degree, d.h. den PELP-Studiengang in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni Bochum, zu wechseln. Ich absolvierte ein Semester an der PELP-Partneruni in Bochum, um das Thema meiner Masterarbeit dort weiter auszuarbeiten. Dank der Unterstützung vonseiten der Uni Graz und der Ruhr-Uni Bochum war dieser Schritt unkompliziert und ich bezog wenige Monate nach meinem Wechsel ein Studierendenheim in Deutschland. Komplementär und vertiefend zu meinen in Graz absolvierten Kursen, wurde ich in Bochum von meinem Zweitbetreuer unterstützt. Mein Zugang zum Philosophieren wurde durch dieses Auslandssemester maßgeblich erweitert, was diese Zeit ausschlaggebend für die Entwicklung meiner akademischen Ambitionen machte.
Nach meiner Rückkehr begann ich für meinen Betreuer als Tutor einer seiner Vorlesungen zu arbeiten. Gleichzeitig hatte ich eine Stelle als politischer Referent angetreten, was mir erlaubte, den theoretischen Überbau philosophischen Denkens anzuwenden sowie ein gewisses Ausmaß an Reflexion in regionalpolitische Problemstellungen zu bringen. Bis zum Abschluss meines PELP-Studiums war ich sowohl als studentischer Mitarbeiter als auch in der Politik tätig. Schließlich entschied ich mich, eine Praktikumsstelle im Europäischen Parlament in Brüssel anzunehmen. Zuerst dachte ich, dass dies wohl das Ende meines philosophischen Werdegangs sein würde, doch ich konnte – wie zuvor – nicht lange vom Philosophieren ablassen. Nach Abschluss meines Praktikums habe ich eine PhD-Stelle an der TU Delft in den Niederlanden angetreten, wo ich derzeit im Rahmen eines größeren Projekts an Geoengineering und normativen Unsicherheiten arbeite.
Das PELP-Studium hat mir eine Vielzahl an Möglichkeiten geboten. Ich empfehle das Studium jeder Person, die gerne ethische Fragestellungen mit Problemen aus der Praxis verbindet sowie Freude am offenen Diskurs und vielfältiger Lektüre hat. Eines der wesentlichsten Elemente, welches mir das PELP-Studium und die Philosophie im Allgemeinen mitgegeben hat und immer noch täglich vor Augen führt, ist die unablässige Notwendigkeit, Fragen zu stellen. Die Offenheit, sich mit den Antworten dieser ständigen Fragen auseinanderzusetzen, ist meines Erachtens auch der Grund, warum PELP jenseits akademischer Laufbahnen im öffentlichen und privaten Bereich eine hervorragende Karrierebasis bietet. Ich denke, dass kritisches Argumentieren als Werkzeug, in Verbindung mit einem Sinn für Gerechtigkeit, nützliche und attraktive Fähigkeiten für ein breites Spektrum an Karrieremöglichkeiten darstellen. Dies gilt vor allem in Zeiten zunehmender Unsicherheit und immer offensichtlicher werdenden Ungerechtigkeiten.
Stefanie Lehrner
Arbeitet im Bereich (operatives) Projektmanagement/Kommunikation bei „tatwort - Nachhaltige Projekte“ und hat ihre Masterarbeit zum Thema "Liebe und Freundschaft zwischen Mensch und Artificial Companion. Eine moralphilosophische Analyse auf Basis filmischer Gedankenexperimente" verfasst.
"Wär' das nicht was für dich?"
Ich weiß noch, dass mich eine Freundin, mit der ich zusammen „Journalismus und Unternehmenskommunikation“ an der FH Joanneum Graz studiert hatte, auf das damals noch recht neue Masterstudium „PELP“ aufmerksam gemacht hat: „Wär' das nicht was für dich?“. Sie kannte mein Faible für Philosophie und wusste, dass ich mit einer weiteren Ausbildung liebäugelte. Meine Situation damals: Ich war Mitte 20, hatte das angesprochene Diplom-Studium vor einigen Jahren abgeschlossen und war im Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Theater beschäftigt, was mir viel Spaß machte und ich auch nicht aufgeben wollte. Die Studieninhalte und der interdisziplinäre Zugang haben mich bei PELP besonders angesprochen, dennoch habe ich zuerst gezögert und mich gefragt, ob ich das Masterstudium und meine Berufstätigkeit vereinbaren kann. Tatsächlich habe ich mich dann dafür entschieden und das Studium berufsbegleitend verfolgt, mir damit deshalb aber auch etwas mehr Zeit gelassen und es Schritt-für-Schritt über mehrere Jahre absolviert.
Was mich zuerst hat zögern lassen, hat sich in den Folgejahren als durchaus fruchtbar erwiesen: die Verbindung aus Theorie und Praxis bzw. aus wissenschaftlicher Beschäftigung mit philosophischen Fragen und Berufstätigkeit hat meine ganzheitliche Sicht auf viele Dinge gefördert und es haben sich auch einige Querverbindungen ergeben. Da eine meiner Leidenschaften das Schreiben ist (sowohl in journalistischer, als auch in literarischer Form) haben so beispielsweise auch im Studium behandelte Themen Einzug in mein Schreiben gefunden oder umgekehrt haben mich Fragestellungen, die sich in meinem Arbeitsumfeld ergeben haben, motiviert, mich damit auch in der Uni intensiver auseinanderzusetzen.
Allgemein hat mich das PELP-Studium für moralische Fragestellungen und Zukunftsherausforderungen sensibilisiert, darunter für Fragen zum Klimawandel, zu sozialer Gerechtigkeit oder technologischen Entwicklungen. Ich würde mich als „Generalistin“ mit vielseitigen Interessen (Kunst & Kultur, Umwelt & Nachhaltigkeit, Medien) beschreiben – da ist mir das PELP-Studium entgegengekommen, denn es hat mir die Möglichkeit gegeben, eigene Schwerpunkte im Studienplan zu setzen. Das Studium kann ich allen empfehlen, die sich vom philosophischen Standpunkt mit Fragen in den Bereichen Politik, Recht und Wirtschaft beschäftigen möchten und auch die Bereitschaft haben, sich auf Themen einzulassen, die vielleicht auf den ersten Blick sperrig wirken, sich eine Beschäftigung aber sehr lohnt. Das Studium fördert analytisches und vernetztes Denken und macht einen mit unterschiedlichen moralphilosophischen Positionen vertraut. Es gibt einem die Methodik an die Hand, ein Problem und die dazugehörigen Lösungsansätze konsequent und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu durchdenken und schärft als Nebeneffekt auch den Umgang mit der Sprache.
Diese Fähigkeiten kann ich in meinem derzeitigen Job gut gebrauchen, denn nach einem Umzug nach Wien und einigen Monaten Bildungskarenz, in der ich meine Masterarbeit verfasst und das Studium abgeschlossen habe, arbeite ich aktuell im Bereich Kommunikation, Projektmanagement und Bewusstseinsbildung zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Somit habe ich die Entscheidung für das Studium bisher nicht bereut und mit der eingangs erwähnten Freundin dann – einige Jahre später – bei meiner Sponsion darauf angestoßen.
Thomas Pölzler
Thomas Pölzler arbeitet als Wissenschaftler und Dozent am Arbeitsbereich Praktische Philosophie der Universität Graz und hat als erster Absolvent des Masterstudiums eine Masterarbeit mit dem Titel „Is Moral Nihilism a Significant Cause of Climate Change Inaction?” (September 2012) verfasst.
Der erste Absolvent
Der Erste? Tatsächlich! Erst einige Jahre später erfuhr ich, dass ich als erster Studierender das Masterstudium PELP an der Uni Graz abgeschlossen hatte. Das war im Jahr 2012 gewesen. Schon damals hatte ich mit einer wissenschaftlichen Laufbahn geliebäugelt. PELP leistete zur Erreichung dieses Ziels sicher einen bedeutsamen Beitrag. Durch Einblicke in die Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften erweiterte sich mein Horizont nachhaltig. Der Forschungsfokus des Studiums erlaubte es mir, eigenständig mein Denken zu verschiedenen gesellschaftlich relevanten Themen weiterzuentwickeln. Schließlich nahm ich auch die Möglichkeit eines Auslandssemesters in Kanada wahr – das unangefochtene Highlight meiner Studienzeit.
Mit meinem PELP Abschluss so gut wie in der Tasche, wurde mir von der Geisteswissenschaftlichen Fakultät 2012 ein zweijähriges Stipendium für die Forschung an meiner schon länger in Arbeit befindlichen Dissertation verliehen. Darin setzte ich mich mit Fragen der Moralpsychologie auseinander, insbesondere im Zusammenhang mit der Objektivität moralischer Werte. 2014 war es dann so weit: Meine Bemühungen wurde mit einer Anstellung als Universitätsassistent am Arbeitsbereich Praktische Philosophie belohnt. Kurz darauf war auch mein Doktorat in trockenen Tüchern.
Seit dieser turbulent-erfreulichen Zeit war ich fast durchgehend als Forscher und Lehrender in Graz tätig, unterbrochen nur durch einen einjährigen USA-Aufenthalt im Rahmen eines FWF Schrödinger Stipendiums. Kein klassischer Post-PELP-Berufsweg (aber was ist das schon?); und einer, der auch mit viel harter Arbeit und einem gehörigen Maß an Unwägbarkeiten verbunden ist. Andererseits ist es aber auch ein Privileg, sich mit den aufregenden Themen dieses Studiums beruflich auseinandersetzen zu dürfen sowie tolle Kolleg*innen und viele Freiheiten zu haben.
Auch privat hat PELP bleibenden Eindruck hinterlassen. Am faszinierendsten war für mich der Kontakt mit so vielen unterschiedlichen moralischen Intuitionen, Überzeugungen und Theorien. Im ersten Moment erzeugt das fast so etwas wie Schwindel. Wenn diese großen Denker*innen es nicht schaffen, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, wenn ganze Kulturen grundlegend verschiedenen Werten zugeneigt sind, wie soll dann ich als einzelner unbedeutender Studierender jemals eine begründete Überzeugung ausbilden können?!
So hat mich PELP denke ich größere moralische Demut gelehrt. Was man jedoch ebenfalls lernt – vor allem im Rahmen der vielen Diskussionen und schriftlichen Arbeiten – ist, dass Enthaltung keine Lösung ist. Am Ende muss man sich nach bestem Wissen und Gewissen bewusst für bestimmte Werte entscheiden und sie zu seinen eigenen Werten machen. Neben einer Sensibilisierung für unsere Verantwortung für kollektive Probleme (etwa für den Klimawandel) kann das Studium so vielleicht auch dazu beitragen, dass man stärker Verantwortung für sich selbst übernimmt.
Lucia Agaibi
Lucia Agaibi arbeitet an einer Dissertation im Fachbereich 'Historische Musikwissenschaft' an der wissenschaftlichen Doktoratsschule der Kunstuniversität Graz und hat eine Masterarbeit mit dem Titel „Zur aktuellen Bedeutung von Max Schelers Ressentimentanalyse“ (Juli 2018) verfasst.
PELP als Katalysator für Musikwissenschaft
Ich habe in Graz an der Kunstuniversität und der Universität Graz Musikologie studiert und 2017 das Masterstudium mit Auszeichnung abgeschlossen. Zusätzlich habe ich an der Universität Graz das Masterstudium PELP absolviert. Zurzeit arbeite ich an meiner Dissertation im Fachbereich Historische Musikwissenschaft an der wissenschaftlichen Doktoratsschule der Kunstuniversität Graz.
Ausschlaggebend für meine Entscheidung, PELP zu studieren, war mein Erasmus-Semester 2012 an der Lund Universität in Schweden. Dort belegte ich einen Kurs über Modernismus und Postmodernismus, der mir ein Bewusstsein dafür vermittelte, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit Philosophie, Geschichte und Politik für meine eigene musikwissenschaftliche Forschung ist. Ich beschäftige mich mit polystilistischen Werken nach 1945 aus Österreich. Der Versuch, diese Werke adäquat zu beschreiben, erfordert eine gründliche Auseinandersetzung mit politischen und philosophischen Tendenzen des 20. Jahrhunderts, weil dieses nicht nur das Publikum westlicher Kunstmusik, sondern vor allem Komponist:innen vor große neue Herausforderungen gestellt hat. Als massives Problem stellte sich der Glaubenssatz heraus, dass Musik die einzige autonome Kunstform sei, die völlig losgelöst von äußeren Einflüssen ihr eigenes Reich konstituiert. Diesem Problem wurde auf mindestens zwei Arten begegnet. Einerseits ging die Idee einer ästhetisch autonomen Musik — entkoppelt von weltlichen Belangen — über in eine Idee von der Welt als Objekt, welches wir mit äs-thetischer Anerkennung begreifen sollten: Alles, was wir hören, kann Musik sein. Andererseits wurde sie ab den späten 1950ern als Reaktion auf den Dogmatismus der tonangebenden Darmstädter Avantgarde, die am Autonomie-Glaubenssatz festhielt, von einigen Komponist:innen überdacht und verworfen. Beide Ansätze führen uns auf unterschiedlichen Wegen und nicht immer dezidiert von den Komponist:innen als sozialpolitische Kritik intendiert, sondern manchmal vom Publikum entsprechend rezipiert, zu einem Charakteristikum postmoderner Kunstmusik, die sich nämlich oft nicht mehr als autonom, sondern als relevant für den kulturellen, sozialen und politischen Kontext versteht. Manche Kunstschaffende waren in den 60ern und 70ern davon überzeugt, dass Kunst und Musikalität einen gangbaren Weg aus der Konsumgesellschaft weisen könnten, wie etwa Cornelius Cardews Buch „Stockhausen Serves Imperialism“ von 1974 bezeugt.
Das PELP-Studium war eine sinnvolle und ergiebige Ergänzung für mich. Klarerweise sind nicht alle Lehrveranstaltungen in meine musikwissenschaftlichen Arbeiten eingeflossen, aber es war reizvoll, Einblicke in unterschiedliche Disziplinen zu bekommen, neue Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln, und die eigenen (Alltags-)Standpunkte z.T. als Spitzen riesiger theoretischer Eisberge neu kennenzulernen und einzuordnen, was ich als wertvolles Werkzeug erachte, weil das Wissen über Hintergründe eines banalen Standpunkts, den man irgendwann irgendwie von irgendwem übernimmt, es leichter macht, darüber nachzudenken, wie sehr man selbst damit einverstanden ist, ihn zu vertreten.
Daniel Kurzmann
Daniel Kurzmann arbeitet als Jurist in der Datenschutzkoordination an der TU Graz und hat im April 2016 seine Masterarbeit "Dirty Hands in Democracies: A Problem, a Reality, and a Chance" verfasst.
PELP – eine Entscheidung fürs Leben
Bereits während meines Bachelorstudiums der Philosophie habe ich mich vertiefter für Fragen der Praktischen Philosophie, nämlich konkret für jene der Ethik und der Politischen Philosophie interessiert. Meine Bachelorarbeit habe ich bei Lukas Meyer im Bereich der Klimagerechtigkeit geschrieben. Harmonisch zu meinem Parallelstudium der Rechtswissenschaften passend, war die Entscheidung für das Masterstudium Political, Economic and Legal Philosophy (PELP) schnell getroffen. In dieser Zeit lernte ich den Universitätsbetrieb auch aus einem anderen Blickwinkel kennen, nämlich als Studienassistent und Tutor für mehrere Vorlesungen bei Lukas Meyer und später bei Harald Stelzer. Durch die reizvoll-interdisziplinäre Ausrichtung und die damit verbundenen vielschichtigen Perspektiven auf gesellschaftsrelevante Fragstellungen hat das Masterstudium PELP meinen intellektuellen Horizont und mein kreatives Denken bereichert. Meine Masterarbeit habe ich auf Englisch über das Problem der ‚Schmutzigen Hände‘ in Demokratien wiederum unter der Betreuung von Lukas Meyer verfasst. Das PELP-Master-studium hat mir auch für den interdisziplinären Teil meiner juristischen Diplomarbeit zum Thema digitales Urheberrecht und Musikwirtschaft geholfen, in der ich neben rechtlichen, auch ökonomische und philosophische Standpunkte zum Thema einbringen konnte.
Der Austausch mit Studierenden und Lehrenden anderer Fachrichtungen, deren unterschiedli-che Zugänge und Wertvorstellungen sowie die vermittelte Neugierde an der Meinung anderer hat mich als Mensch für mein ganzes So-sein sehr geprägt. Beflügelt von diesem Nährboden der Toleranz und diesem legitimen Gefühl, durch Zuhören und Verständnis dem Guten – bildlich gesprochen – zu assistieren, habe ich meine beiden Studien mit einer Mediationsausbildung am Zentrum für Soziale Kompetenz verfeinert. Nach nebenberuflichen Ausflügen in den Jour-nalismus habe ich nach dem Abschluss meiner Universitätsstudien die Gerichtspraxis in Graz und Feldbach absolviert und erhielt dabei wertvolle Einblicke in gerichtlich ausgetragene Kon-flikte und deren rechtliche Lösungen am Bezirksgericht und Landesgericht. Seither arbeite ich als Jurist in der Datenschutzkoordination an der Technischen Universität Graz. Datenschutz als Querschnittsmaterie beheimatet als wichtiges Grundrecht neben juristischen auch viele ethische Fragestellungen. In meiner täglichen juristischen Arbeit profitiere ich von der interdisziplinären Grundhaltung, die ich am Masterstudium PELP so schätzen gelernt habe.
Politisch zu sein bzw. politisch zu handeln in einem abstrakteren Sinne heißt für mich, losgelöst von der Verfolgung bloßer Individualinteressen, Verantwortung für das gemeinsame, gelingende Leben in einer Gemeinschaft, in einem Staat, in einer Gesellschaft zu übernehmen. Damit gehen oftmals schwere Verteilungsentscheidungen der politisch Verantwortlichen einher: wer bekommt etwa welche und wie viele Güter in einer Gesellschaft? Nach welchen Kriterien wer-den diese Güter verteilt? Etwa nach individuellem Bedarf, nach individueller Leistung oder gar nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe? Politisch handeln heißt für mich im weiten Sinne also, für das gute Leben in einer Gesellschaft Sorge zu tragen, Verantwortung für andere zu übernehmen und sich um das Gemeinwohl zu kümmern. Im Kleinen heißt politisch handeln für mich, für Mitmenschen einzutreten, konkret: Zivilcourage. In diesem Sinne können wir alle jeden Tag politisch handeln bzw. politische Akteur:innen für unsere Mitmenschen sein.
Dora Lenhart
Dora Lenhart arbeitet als Gymnasiallehrerin und hat ihre Masterarbeit "Should Governments Influence Their Citizens' Choices in Order to Prevent Future Climate Change?" im Oktober 2017 fertiggestellt.
Ein Sprungbrett in den Lehrerberuf?
Ich war im dritten Semester des Bachelorstudiums Philosophie an der Universität Graz, als das Studium „Political, Economic and Legal Philosophy“ gegründet wurde. Damals habe ich mich hauptsächlich für politische Philosophie interessiert und das Programm klang interessant. Vor allem hat mich das Thema der Klimagerechtigkeit begeistert. Das Studium war dann sogar noch viel interessanter und umfangreicher, als ich anfangs dachte. Die zentralen Themen, die ich mir im Rahmen der Lehrveranstaltungen immer wieder aussuchte, waren Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, Gender Studies, und Ethik – und ich kann jetzt mit Gewissheit sagen, dass ich das Werkzeug besitze, mich weiter mit der Philosophie und mit allen anderen gesellschaftlichen Themen zu beschäftigen.
Während des Studiums dachte ich nicht besonders viel daran, wie meine Karriere aussehen wird. Ich wollte nur so viel wie möglich über die Themen der praktischen Philosophie erfahren, lernen und am Ende vielleicht auch was Eigenes produzieren. In meiner Masterarbeit bei Prof. Dr. Lukas Meyer habe ich über den libertären Paternalismus und seine Mittel für den Kampf gegen den Klimawandel geschrieben und das Studium damit erfolgreich abgeschlossen. An der Universität Graz inskribierte ich ein Doktoratsstudium der Philosophie. In meiner Dissertation möchte ich eine feministische Kritik des Liberalismus und Kommunitarismus schaffen.
Aber das ist ein langfristiges Ziel, denn ich erwarb an der Universität Maribor in Slowenien eine Zusatzqualifikation, mit der ich unterrichten kann. Seitdem unterrichte ich Philosophie am Gymnasium Poljane in Ljubljana. Es ist kein typischer Lebensweg einer PELP-Absolventin, aber der beste, den ich mir hätte aussuchen können. Der PELP-Abschluss ist dabei äußerst hilfreich, denn Philosophie kann in Slowenien auch als Wahlfach bei der Maturaprüfung gewählt werden. Das bedeutet, dass eine Gruppe von Schüler:innen mit dem Lehrer oder der Lehrerin ein ganzes Schuljahr einen Text aus dem westlichen philosophischen Kanon und ein Thema bearbeitet. Das Thema, mit dem wir uns derzeit befassen, lautet „Individuum und Gesellschaft“ und ist damit eines, das auch im PELP-Master zentral ist. Meiner Meinung nach ist das Thema für ca. 18-jährige Schüler:innen sehr gut geeignet, um zu reflektieren, was in der Gesellschaft vor sich geht. Dies ist wichtig, denn sie sind nun wahlberechtigt und in allen Aspekten an der Schwelle zum Erwachsenwerden, was heißt, dass sie lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen.
Aus meiner Sicht ist das, was man im PELP-Studium mit auf den Weg bekommt, vor allem das philosophische Werkzeug, um sich in die Themen, die die Gesellschaft bewegen, zu vertiefen. Die Aufgabe der PELP-Absolvent:innen sehe ich darin, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und Kritik zu üben. Das sollte generell die Aufgabe der Philosophie sein – Das bestehende System zu analysieren, zu kritisieren und mögliche Alternativen zu untersuchen.
Wenn ich mir die momentane politische Situation in Europa, und vor allem in Slowenien, wohin ich nach meinem Studienabschluss zurückgezogen bin, ansehe, leben wir in gefährlichen Zeiten: Autoritäre, nationalistische Politiken haben den politischen Raum überflossen. In solchen Zeiten ist das durch das PELP-Studium erworbene Werkzeug äußerst wichtig. Es scheint, dass die hart erkämpften Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie bald eine Sache der Vergangenheit sein werden, bloß eine süße Erinnerung. Vor uns Philosoph:innen liegt die Aufgabe, diese Werte, die uns bisher vielleicht selbstverständlich schienen, zu schützen. Wir müssen eine aktive Rolle übernehmen, eine Analyse und Kritik schaffen, um ungerechte Gesetze und Gesetzgeber zu stoppen. Wir müssen als moralische Akteure handeln, unabhängig davon, was die Regierung von uns verlangt und durch aktives Denken, Kraft unseres Verstandes, eine Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch autonom und in Solidarität mit anderen Menschen handeln können wird.