Benjamin Hofbauer
Arbeitet als Doktorand an der TU Delft an einem Projekt zum Thema Geoengineering und normativer Unsicherheit.
Benjamin Hofbauer erforscht die ethischen Aspekte des Climate Engineerings. Die Eingriffe ins Klimasystem sind unter Wissenschafterinnen stark umstritten.
Das PELP Joint Degree als tolle Chance
Ich habe mein PELP-Studium im Jänner 2020 abgeschlossen – ein Augenblick, an den ich noch heute mit Freude und etwas Wehmut zurückblicke. Meine ersten Erfahrungen mit der Philosophie machte ich im Gymnasium, wo mein jugendlicher Sinn für Rebellion von Autoren wie Nietzsche und Feyerabend befeuert wurde. Ich ließ mein anfängliches Interesse am Philosophieren dann jedoch für ein Sprachstudium zurück. Glücklicherweise konnte ich der Philosophie nicht zur Gänze entsagen und kehrte immer wieder zu selektiven Ethikvorlesungen zurück. Letztendlich entschied ich noch während meines Bachelorstudiums mich nach Abschluss vollends der Philosophie zu widmen.
Diese Entscheidung wurde mir durch den in Österreich einzigartigen Studiengang PELP besonders erleichtert. Die Vorstellung, philosophische Aspekte der Politik, Wirtschaft und des Rechts in Seminaren zu erarbeiten, Texte und Bücher zu lesen und von Diskussionen zu lernen, stellte sich mir als eine einmalige Möglichkeit dar. Seminare und Kurse gaben mir tiefere Einblicke in die Probleme praktischer Philosophie und angewandter Ethik, die sich über weitreichende Themengebiete zogen. PELP bietet den Studierenden durch Zusammenarbeit mit anderen Instituten der Uni eine Vielzahl an Möglichkeiten der Spezialisierung, von politischer Philosophie, der Umwelt- und Klimaethik, bis hin zur Rechts- und Wirtschaftsphilosophie. Das breite Kursangebot deckt zahlreiche Themenfelder ab. Aufgrund der überschaubaren Größe der Seminargruppen können die unterrichtenden Kursleiter*innen auf die individuellen Nachfragen der Studierenden eingehen und wertvolle Unterstützung leisten. Diese inspirierende Atmosphäre half mir, nach dem ersten Jahr ein Thema für meine Masterarbeit zu finden. Ich entschied mich über die ethischen Implikationen technologischer Mitigationsstrategien des Klimawandels in Gestalt von Carbon Capture & Sequestration zu schreiben.
Auf Basis meiner Entscheidung wurde ich von meinem Betreuer dazu ermutigt, auf das Joint-Degree, d.h. den PELP-Studiengang in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni Bochum, zu wechseln. Ich absolvierte ein Semester an der PELP-Partneruni in Bochum, um das Thema meiner Masterarbeit dort weiter auszuarbeiten. Dank der Unterstützung vonseiten der Uni Graz und der Ruhr-Uni Bochum war dieser Schritt unkompliziert und ich bezog wenige Monate nach meinem Wechsel ein Studierendenheim in Deutschland. Komplementär und vertiefend zu meinen in Graz absolvierten Kursen, wurde ich in Bochum von meinem Zweitbetreuer unterstützt. Mein Zugang zum Philosophieren wurde durch dieses Auslandssemester maßgeblich erweitert, was diese Zeit ausschlaggebend für die Entwicklung meiner akademischen Ambitionen machte.
Nach meiner Rückkehr begann ich für meinen Betreuer als Tutor einer seiner Vorlesungen zu arbeiten. Gleichzeitig hatte ich eine Stelle als politischer Referent angetreten, was mir erlaubte, den theoretischen Überbau philosophischen Denkens anzuwenden sowie ein gewisses Ausmaß an Reflexion in regionalpolitische Problemstellungen zu bringen. Bis zum Abschluss meines PELP-Studiums war ich sowohl als studentischer Mitarbeiter als auch in der Politik tätig. Schließlich entschied ich mich, eine Praktikumsstelle im Europäischen Parlament in Brüssel anzunehmen. Zuerst dachte ich, dass dies wohl das Ende meines philosophischen Werdegangs sein würde, doch ich konnte – wie zuvor – nicht lange vom Philosophieren ablassen. Nach Abschluss meines Praktikums habe ich eine PhD-Stelle an der TU Delft in den Niederlanden angetreten, wo ich derzeit im Rahmen eines größeren Projekts an Geoengineering und normativen Unsicherheiten arbeite.
Das PELP-Studium hat mir eine Vielzahl an Möglichkeiten geboten. Ich empfehle das Studium jeder Person, die gerne ethische Fragestellungen mit Problemen aus der Praxis verbindet sowie Freude am offenen Diskurs und vielfältiger Lektüre hat. Eines der wesentlichsten Elemente, welches mir das PELP-Studium und die Philosophie im Allgemeinen mitgegeben hat und immer noch täglich vor Augen führt, ist die unablässige Notwendigkeit, Fragen zu stellen. Die Offenheit, sich mit den Antworten dieser ständigen Fragen auseinanderzusetzen, ist meines Erachtens auch der Grund, warum PELP jenseits akademischer Laufbahnen im öffentlichen und privaten Bereich eine hervorragende Karrierebasis bietet. Ich denke, dass kritisches Argumentieren als Werkzeug, in Verbindung mit einem Sinn für Gerechtigkeit, nützliche und attraktive Fähigkeiten für ein breites Spektrum an Karrieremöglichkeiten darstellen. Dies gilt vor allem in Zeiten zunehmender Unsicherheit und immer offensichtlicher werdenden Ungerechtigkeiten.