Daniel Kurzmann
Daniel Kurzmann arbeitet als Jurist in der Datenschutzkoordination an der TU Graz und hat im April 2016 seine Masterarbeit "Dirty Hands in Democracies: A Problem, a Reality, and a Chance" verfasst.
PELP – eine Entscheidung fürs Leben
Bereits während meines Bachelorstudiums der Philosophie habe ich mich vertiefter für Fragen der Praktischen Philosophie, nämlich konkret für jene der Ethik und der Politischen Philosophie interessiert. Meine Bachelorarbeit habe ich bei Lukas Meyer im Bereich der Klimagerechtigkeit geschrieben. Harmonisch zu meinem Parallelstudium der Rechtswissenschaften passend, war die Entscheidung für das Masterstudium Political, Economic and Legal Philosophy (PELP) schnell getroffen. In dieser Zeit lernte ich den Universitätsbetrieb auch aus einem anderen Blickwinkel kennen, nämlich als Studienassistent und Tutor für mehrere Vorlesungen bei Lukas Meyer und später bei Harald Stelzer. Durch die reizvoll-interdisziplinäre Ausrichtung und die damit verbundenen vielschichtigen Perspektiven auf gesellschaftsrelevante Fragstellungen hat das Masterstudium PELP meinen intellektuellen Horizont und mein kreatives Denken bereichert. Meine Masterarbeit habe ich auf Englisch über das Problem der ‚Schmutzigen Hände‘ in Demokratien wiederum unter der Betreuung von Lukas Meyer verfasst. Das PELP-Master-studium hat mir auch für den interdisziplinären Teil meiner juristischen Diplomarbeit zum Thema digitales Urheberrecht und Musikwirtschaft geholfen, in der ich neben rechtlichen, auch ökonomische und philosophische Standpunkte zum Thema einbringen konnte.
Der Austausch mit Studierenden und Lehrenden anderer Fachrichtungen, deren unterschiedli-che Zugänge und Wertvorstellungen sowie die vermittelte Neugierde an der Meinung anderer hat mich als Mensch für mein ganzes So-sein sehr geprägt. Beflügelt von diesem Nährboden der Toleranz und diesem legitimen Gefühl, durch Zuhören und Verständnis dem Guten – bildlich gesprochen – zu assistieren, habe ich meine beiden Studien mit einer Mediationsausbildung am Zentrum für Soziale Kompetenz verfeinert. Nach nebenberuflichen Ausflügen in den Jour-nalismus habe ich nach dem Abschluss meiner Universitätsstudien die Gerichtspraxis in Graz und Feldbach absolviert und erhielt dabei wertvolle Einblicke in gerichtlich ausgetragene Kon-flikte und deren rechtliche Lösungen am Bezirksgericht und Landesgericht. Seither arbeite ich als Jurist in der Datenschutzkoordination an der Technischen Universität Graz. Datenschutz als Querschnittsmaterie beheimatet als wichtiges Grundrecht neben juristischen auch viele ethische Fragestellungen. In meiner täglichen juristischen Arbeit profitiere ich von der interdisziplinären Grundhaltung, die ich am Masterstudium PELP so schätzen gelernt habe.
Politisch zu sein bzw. politisch zu handeln in einem abstrakteren Sinne heißt für mich, losgelöst von der Verfolgung bloßer Individualinteressen, Verantwortung für das gemeinsame, gelingende Leben in einer Gemeinschaft, in einem Staat, in einer Gesellschaft zu übernehmen. Damit gehen oftmals schwere Verteilungsentscheidungen der politisch Verantwortlichen einher: wer bekommt etwa welche und wie viele Güter in einer Gesellschaft? Nach welchen Kriterien wer-den diese Güter verteilt? Etwa nach individuellem Bedarf, nach individueller Leistung oder gar nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe? Politisch handeln heißt für mich im weiten Sinne also, für das gute Leben in einer Gesellschaft Sorge zu tragen, Verantwortung für andere zu übernehmen und sich um das Gemeinwohl zu kümmern. Im Kleinen heißt politisch handeln für mich, für Mitmenschen einzutreten, konkret: Zivilcourage. In diesem Sinne können wir alle jeden Tag politisch handeln bzw. politische Akteur:innen für unsere Mitmenschen sein.